Zugunglück auf offener Strecke:

Feuerwehren üben den Ernstfall auf den Bahnschienen

 

Für viele Pendler und Reisende ist die Bahnfahrt alltäglich und längst nichts Besonderes mehr. Allein durch Stadtoldendorf rollen am Tag rund 26 Zugfahrten in beide Richtungen. Die Züge machen dabei Halt am Bahnhof in Stadtoldendorf und fahren dann in Richtung Holzminden oder Kreiensen weiter. Rund 30 Kilometern Bahnstrecke verlaufen unmittelbar durch den Landkreis Holzminden, nicht selten mit mehreren Gleisen nebeneinander. 


Doch was ist, wenn es während einer Bahnfahrt einmal zu einem Zwischenfall kommt? Ein Feuer an Bord des Triebwagens, der Zugführer wird ohnmächtig oder ein Zug trifft auf ein Hindernis und kommt zum Stillstand, all das sind mögliche Szenarien, denen sich im Ernstfall Feuerwehren und weitere Rettungskräfte stellen müssen. Die große Herausforderung dabei: Oftmals befinden sich viele Menschen in den Zügen, auf offener Strecke und bei Gefahr droht schnell eine Massenpanik. 


Um einen möglichen Bahnunfall einmal am realen Objekt, somit direkt auf den Gleisen, auszuprobieren, dazu hatten am gestrigen Mittwochabend einige Feuerwehren die Gelegenheit. Die DB Netz AG erlaubte aufgrund der derzeitigen Bahn-Pause auf diesem Streckenabschnitt, bedingt durch Gleisarbeiten in Richtung Kreiensen, die Übung der Feuerwehren direkt auf den sonst regelmäßig befahrenen Schienen. Rund 70 Feuerwehrleute aus den Feuerwehren Arholzen, Deensen, Eschershausen, Lenne, Negenborn, Stadtoldendorf und Vorwohle bewältigten gemeinsam das Übungsszenario, welches für fast alle Feuerwehrleute absolutes Neuland darstellte. Auch Bahn-Notfallmanager Heinrich Schall unterstütze die Übung und erklärte den Feuerwehrkameraden vorab Wissenswertes rund um die Alarmierung und das Abarbeiten eines derartigen Einsatzes. Schall ist einer von insgesamt fünf Notfallmanagern der DB Netz AG im hiesigen Zuständigkeitsbereich Kreiensen, die allesamt ehrenamtlich im wöchentlich wechselnden Bereitschaftsdienst arbeiten. Für Bahnunfälle oder kleinere Zwischenfälle sind sie der erste Ansprechpartner für Bahn und Rettungskräfte vor Ort.  


Das mögliche Szenario eines Bahnunfalles, aus Kostengründen konnte hierfür allerdings kein Triebwagen oder Waggon zur Verfügung gestellt werden, wurde an der Bahnstrecke zwischen Arholzen und Stadtoldendorf im Bereich hinter den Kleingärten geübt. Dazu stand neben den vorhandenem Gerät auch der in der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Holzminden befindliche Bahn-Rettungssatz zur Verfügung, der u.a. über kleine Schieb-Waggons und eine Arbeitsbühne verfügt, um beispielsweise schweres Arbeitsgerät oder auch Verletzte auf den Schienen rollend transportieren zu können.  


Im Rahmen der Übung musste Stadtoldendorfs Ortsbrandmeister und Einsatzleiter Jens Siebeneicher mit seinen Einsatzkräften zunächst die entlegene Einsatzstelle erkunden, schließlich die vorhandenen Fahrzeuge taktisch klug aufstellen und das gebotene Szenario, welches drei Schwerverletzte außerhalb des Zuges und weitere verletzte Insassen vorsah, bewältigen. Unter den wachsamen Augen von Notfallmanager Heinrich Schall sowie der Gemeindebrandmeister Frank Teiwes, Ulrich Müller und Frank Krösche, dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Wolfgang Brandt sowie Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Anders dauerte die gesamte Übung rund zwei Stunden. Für viele Feuerwehrleute war das Üben direkt an der Gleisstrecke absolutes Neuland. Der vermeintliche Einsatz konnte dennoch gut bewältigt werden, viele hilfreiche Erkenntnisse rund um das Retten von Menschen nach einem Bahnunfall konnten gewonnen werden. Aufgrund der derzeitigen Streckensperrung war diese Übung eine wohl einmalige Gelegenheit der Feuerwehr, einmal direkt auf den Gleisen zu arbeiten.

 











Datum:

16.04.2014

Bericht:

Sebastian Rustenbach

Fotos:

Sebastian Rustenbach


Freiwillige Feuerwehr Stadtoldendorf